TANKA-AUSWAHL AUGUST 2023
Redaktion: Tony Böhle & Valeria Barouch
Reiner Bonack
KINDHEIT, ZEIT,als aus der Kuckucksuhrim Wohnzimmer nochein Kuckuck rief,der nicht aus Holz war
Zeit,lange bevor ichmein erstes Gedicht schrieb,darin den hölzernen Kuckuckwieder zum Leben erweckte
Brigitte Ten Brink
fast gestraucheltüber den Blumenstraußauf dem Gehwegdarunter verborgenein Stolperstein
eine Karte geschicktzum Geburtstag der Freundinwie es ihr wohl geht?die Entfernung wächstmit zunehmendem Alter
Ralf Bröker
in unserer Kneipehaben sie die alten Bänkerausgerissenjetzt sind sie endgültig fortdie Treueschwüre
Stefanie Bucifal
am Rosenstrauchinmitten der üppigen Blütendiese eine, diesich nicht öffnet, geizigihren Duft bewahrt
mich hat die Dunkelheit geborenmeine Tage vergehenim Lichtmottengleichumkreis ich deinen Stern
Pitt Büerken
hinter jenem Fensterwurde ich geboren,und ich frage mich,wie es wohldrinnen aussieht
Frank Dietrich
wie es istmit eigenen Augenein Wunder zu sehenGeburtder Libelle
im Traum war ein Düsenantriebauf ein Schneckenhausmontiertmein Chef erwartetUnmögliches
alle Kleidervom Leib gerissenverliert sichunsere Sprachein dunklen Vokalen
mit welcher Präzisionich die Augenaus den Kartoffeln schneide –ich habe die Chirurgenhändevon meinem Vater
als ob sie wüsstendass ich abgeblitzt binder spöttische Tonin den Rufender Krähen
Claus-Detlef Großmann
An den Abendgärtenschlendre ich vorbeiDas rote Fahrradvor der Kirchewartet auf niemanden mehr
Deborah Karl-Brandt
wie schnell es gingam Ende mit ihrem Mannrastloser Geistzwischen schwarzen Wolkenein Fleckchen Blau
Jonathan Perry
Am Endewar es nur noch das Pochenin meiner Brustdas Pochendes Nachtzugs ins Tal
Wolfgang Rödig
Einsame Waldlichtung.Ein Ort mit Potentialfür magische Momente.Sie zaubert ihr Strickzeugaus dem Picknickkorb.
Näheres Kennenlernen.Der neue Nachbarzeigt uns sein Teleskop,int'ressiert sich hoffentlichfür Himmelskörper.
Helga Schulze Blank
sie meditierenHerr und Hund auf dem Stegjeder bei sicheine Schwanfamiliegleitet lautlos vorbei
Marie-Luise Schulze Frenking
langsam verwandelteinfallende Dämmerungdie Farben in Blaudie Wärme in Kälteich rufe dich an
wie faltig sie istüberzogen mit blauemVenengeflechtich lese mit, was sie schreibtmeine rechte Hand
die Weltgesehen durch das Augeeiner Fliegemuss eine andere seinund doch
Angelica Seithe
am Fensterein Frühlingsblick:gelb, grün und blauund über allem atmetdas Seidenhaar der Birke
während ich mich zwingemeinen Vortrag durchzugehensingtim Garten eine Amselunermüdlich frei vom Blatt
Friedrich Winzer
gewissenhaftvergleicht mein Enkeldie Zeitspanneder Sanduhrmit seiner Smartwatch
Regenwetterich sitze am Fensterund beobachtewie es sich ausbreitetdas Wölkchen im Tee
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