TANKA-AUSWAHL NOVEMBER 2024
Redaktion: Tony Böhle & Birgit Heid
Benjamin Bläsi
innehaltenanders als der Regen,der fällt und fällt,braun in den Flüssen schwilltund die Stunden bange macht
Christof Blumentrath
google mapsnoch immer bin ichauf der Suchenach dem friedlichsten Ortin mir selbst
Adams Kostümdu betastest die Narbedie niemand siehtin dieser Nacht fällt Regenauf mein Feld
Reiner Bonack
LAUBLICHT, HANGAUFkollert der Ruf eines Vogelsbis in den TurmDann wiedersenkrechteStille
Brigitte Ten Brink
Sommers Endewelkende Blumenam Wegrandstiller wird es nun in derWelt ohne dich
Ralf Bröker
in Klasse neunhabe ich gefragtwarum sie den Hitler...fast in Rente weiß ich warum
Pitt Büerken
ErzählcaféExtremwetterereignisGasmangellageder neue Dudenwieder dicker
Frank Dietrich
unsere Spracheist eine Wüsteich sähe Wortein der Hoffnungauf Regen
wir beide auf dem Selfievon letzter Nacht –am Morgen danachbin ich bereitsein anderer
die Riesenspinnebewegt sich langsamauf mich zuich zapple im Netzdeiner Worte
Gabriele Hartmann
auch in diesem Jahrist unser Urlaubsziel gleichselbst die Gesichterim Stauerkennen wir wieder
Deborah Karl-Brandt
Auf dem Zenitbleibt die Gondel des Riesenrads stehenIch wünsche mir, ich könntediese sich ständig verändernde Weltfür eine Stunde anhalten
Taubheitschleicht sichdirekt unter meine Hautauf jeder Himbeere ein Käferder das Leben aussaugt
Regal für Regalwährend ich sie loswerdehabe ich plötzlich das Gefühlals ob alle Worte mich l e e rzurückgelassen haben
Carl-Achim Königsberg
was tun mit dieserAngst vor der Zukunft –seit Herbstanfangkommt mir der Gedankedes Öfteren
Eva Limbach
losgelassenum mit dem Wind zu ziehenmein Papierdracheje weiter er fliegtdesto freier auch ich
wie schnell es jetzt gehtmit dem Älterwerdendabei war mir längst klardass es nicht mehr alsein Lächeln kostet
Marie-Luise Schulze Frenking
nicht erst seitder Wünschelrutengängerdavon sprachfühle ich mich in deinerHälfte des Bettes wohler
gerade 60immerhinund dochvielzu früh
Angelica Seithe
Großmutter spieltihre russischen Liederauf der Gitarre –trotzig beschwört sieden fernen Frieden
immer nochHerzmuschelnunter den Sohlengehen wir – jeder für sichan der eigenen Hand
Komm, wir lesenden Frühling aus jeder BlüteKelch um Kelchhummelgleichvon Himmel zu Himmel
Ander Ski
Die großen WellenAm Strand versinken sieIn kleinen LöchernDie Gedanken ein Strich – weitWeg zwischen Himmel und Meer!
Friedrich Winzer
ausgetrocknetOpas Gartenbrunnenauf dem Grundnoch Steinemeiner Kindheit
am ersten Tagunserer Freundschaftbrauchte icheine ganze Filmlängeihre Hand zu berühren
Bürgerbusaufs flache Landim letzten Dorfsteigt sie ausdie Leere
manchmalbin ich eifersüchtigwenn ich sehewie der Osteopathmeine Frau abtastet
[zurück]