STUNDENBUCH II (ENDSTATION)
Gabriele Hartmann
7 Uhr 45
gezähmte Männermit Aktentaschenwarten auf die Tramwährend sich für den Clochardalles um 'ne Kippe dreht
ein dreibeiniger Hund bettelt um den Tod
auf dem Fahrplan sein Alias-Name in meiner Schrift
die drei Fragezeichen tauschen Informationen
Stockbrot – ein alter Mann verscheucht wilde Tauben
unbeteiligte Augen ankern am Wolkenzug
8 Uhr 54
zum Wurf ausholen Zeitungsjungen
lt. Balkenüberschrift schon mehr als 50000 Tote
zumindest hier haben doch alle ein geregeltes Leben
erhobener Zeigefinger – das erste Bier findet seinen Weg
der Spielautomat spuckt Münzen aus
Lokalrundeum die Eckebrennen Autosals ein flammend roter Schopfsich vom Tatort entfernt
14 Uhr 15
neben dem Beton ein iPhone gegen eine Tüte
Jungs ohne Haare neiden das neue Bike
zerbrochenes Glas und Sandförmchen zwischen Fluchten
eine Mädchengang bestaunt art crimes
wenn nur die Langeweile nicht wäre
da wundert es michnicht, dass die Fluchtwegemit Kinderwagenverstellt sind undunsortiertem Wertstoff-Müll
16 Uhr 24
auf polierten Türschildern deutsch klingende Namen
täuschen – Schwinger und rechter Haken
über Muskelberge recken sich Tattoos
die haben doch wieder was vor!
Streetworker verteilen Gasmasken an der Endstation
es recht bedenkendwar ich hier nie zuhausewenn auchdie Fresken im Tunnelvon mir signiert
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