STRELITZIEN AUF MADEIRA
Carl Achim Königsberg
unverhofft kommt derSchwenk zum Landeanflugauf Funchal Airport –wie Zugvögel im Herbst fliegenwir der Sonne hinterher …monoton rattertdas leere Gepäckband seiteiner gefühltenEwigkeit – hell beleuchtetder ›Lost-and-Found-Schalter‹in der Ferne derMonte im strahlendenFrühlingsmorgen –im sonnigen GartenHandtücher auf den Liegendas Glas in der Hand –die Poncha glänzt dichterdunkler vom Zwielichtder untergehendenSonne über dem Meereine Strelitziesteht einsam im wilden Grün –so wie ich sie imBlumenladen damals fürMuttertag immer kauftedas Meer leckt und lecktam schwarzen Vulkangesteines springt … kommt an Land –ich setze Fuß vor Fuß unddas Meer löscht meine Spurenüber unzähligeSerpentinen fahren wiran der Steilküstehoch … vom Plateau aus der Blickauf gelben Saharastaubnach dem Mittagessentrinken wir mit dem Kellnereinen Madeira –voller Stolz erzählt er vonGroßvaters Weinbergendie Köchin faltetihre Schürze … legt denLöffel beiseite –sehnsuchtsvoll singt sie ihren›Fado‹ im Altstadtlokal …hier am langen Strandunaufhörlich schneeweißeWellenberge –wenn das Meer sich zurückziehtmurmelt es mit den KieselnArbeiter rauchennoch eine Zigarettevor dem Fabriktornieselt Maischeregen durch denDampf des Schornsteins niederschon ist es ohnedass wir es bemerktendunkel geworden –durch das Fenster leuchten dieStraßenlaternen am Monteüber dem Monteliegt der Nebel der immerdie Lavadas füllt –dreimal ertönt das Schiffshornwährend der Hafenausfahrtnahtlos hebt sie abschwebt steil den Wolkenentgegen –wie Zugvögel im Frühlingfliegen wir wieder zurück
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