EDITORIAL
Birgit Heid
Das Jahr neigt sich bei Erscheinen dieser Ausgabe bereits dem Zenit zu und ich möchte mit einem Gedicht meiner pfälzischen Heimatdichterin Martha Saalfeld (1898-1976) beginnen, deren Geburtstag sich in diesem Jahr zum 125. Mal jährt.
GrünIch habe gesehenwas ich nicht sage,ich sage nur: grün!Ich werde mich hüteneuch "grün" zu erklären:denkt euch nur selbstwas aus …(aus „Späte Gedichte“)
Während jetzt Anfang Mai die Natur längst aus allen Winterverstecken ans Licht getreten ist und Flora und Fauna den Kreislauf des Lebens fortsetzen und viele Menschen erfreuen, erschüttern mich auf der anderen Seite die fortwährenden Schreckensnachrichten. Der noch immer andauernde Krieg in Europa mit seinen spürbaren Folgen auch für uns persönlich und die sich abzeichnende Klimakatastrophe mit Auswirkungen für die gesamte Erde, hinterlassen nicht nur bei mir ihre Spuren. Man ist geradezu darauf angewiesen, zur Wahrung von Gelassenheit und Gleichgewicht draußen in der Natur Erholung und Ablenkung zu finden. Für mich wurde mein Garten zu meinem neuen Beobachtungsfeld, denn ich habe in meinem kleinen Refugium etliche Wildkräuter – per Foto-Suchfunktion des Smartphones – entdeckt, die seit Jahren ihr Nischendasein zwischen den Blumen fristen. Neben den üblichen Gartenkräutern wie Oregano, Zitronenmelisse, Rucola oder Pfefferminze habe ich mich mit Löwenzahn(wurzel), Wegerich, Wildem Feldsalat, Gartenschaumkraut, Gundelrebe, Gänseblümchen und Portulak vertraut gemacht. Dabei ist die Beschäftigung mit angenehmen Themen um uns herum eine der Möglichkeiten, die Konzentration auf erfreuliche Dinge zu lenken, die Gedanken dabei auch schweifen zu lassen und dadurch neue Kreativität zu finden. Das gestaltende Handeln – in meinem Fall beispielsweise die Nahrungszubereitung mit Wildkräutern – spielt für die seelische Gesundheit des Menschen eine wesentliche Rolle. Dies kann das Wohnumfeld betreffen, ein kreatives Hand- und Kunsthandwerk, selbstverständlich das kreative Schreiben, die Fürsorge für andere und nicht zuletzt für sich selbst. Lassen wir das „Grün“ in uns gedeihen!
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