Tanka-Auswahl November 2025 - Einunddreißig - Das Forum für Tanka

Mit Südwind maskiert

streunt der Herbst um die Hecken

pinselt das Gras nach

Niemand soll ihn bemerken

auf den Stufen des Sommers

Manchmal weine ich

Ist’s das Alter Ist’s der Wein

Manchmal weine ich

Im Fenster gegenüber

reflektiert das Abendlicht

allein möcht‘ ich sein

auf meiner Wanderung heute

und so hole ich

meinen Kokon

aus dem Schrank

Gewitternacht-Disco

im Licht der Blitze und

angespornt vom Wind

tanzen die Baumkronen

Rock’n Roll zum Donnergrollen

sie steht

am Fenster –

zu winken

will ihr nicht

gelingen

still zu sitzen

und an einem wilden Ort

still zu lauschen

dem Gedicht des Wasserfalls wie

mitreißend seine Stimme

namenlos

wie eine wilde Blume

die langsam

langsam zwischen Steinen wächst

so will ich leben

aalglatt fällt mein Haar

bis auf die Schultern – dein Blick

spricht Bände …

doch aalglatt sagst du:

Dir steht doch alles!

der blitzende Stein

an deinem Ringfinger

scheint mir neu

wie auch der junge Mann

an deiner Seite

erster Herbststurm

die knorrige Eiche hat

ihn nicht überstanden –

wie wird es weitergehen

wenn der Regen zu Schnee wird

das junge Mädchen

bergauf mit dem sperrigen

Lastenfahrrad

wie viele Möglichkeiten

waren uns damals offen

Spätsommertag

ein letztes Mal im See schwimmen

die Kälte spüren

wie sie langsam in mich kriecht

und sich häuslich einrichtet

Nichts kann mich

vor meinem Spiegelbild schützen:

der abgerissene Rahmen,

der verbogene Nagel

erwidern meinen Blick.

Ja, ich esse

das Eis, bevor

es schmilzt –

den Schmerz,

seine Süße...

Von Vater und Mutter

bis hin zu Tochter und Sohn,

diese Kratzspuren

der Wut

und Liebe.

Sie werden wiederkehren.

Draußen die Versammlung

der bereiten Schwalben.

Im Krankenzimmer

Vaters Sterbebett.

der Seewind

geht durchs Kleid

duftend

nach Morgen

das Licht der Brandung

überm Meer

aus geschmolzenem Gold –

die Flügel ausbreiten

in dieser Abendluft

ein Vogel sein

Immer

schaust du

nach deinem Schatten –

Wäre da nicht ein Licht

es gäbe ihn nicht

ihr Andenken

achtarmiger Kronleuchter

aus Venedig

er strahlt im Esszimmer

nimmt ihm die Behaglichkeit

beim E-Bike

den Turbo zuschalten

wieder Kind sein

am Berg

und Vater schiebt an

ausgebrannt

das Gesicht des Facharztes

erhellt sich

als er mir mitteilt

kein Befund

der schnee

hat meinen fliederbusch

gefällt!

der weiße schnee

den weißen flieder.

Spaziergang

mitten auf dem Weg

küssen wir uns

bis sie in Sicherheit ist

die Raupe