EIN KOMMENTAR ZU EINEM TANKA VON HELGA SCHULZ BLANK
Valeria Barouch
ihr Andenkenachtarmiger Kronleuchteraus Venediger strahlt im Esszimmernimmt ihm die Behaglichkeit
Dieser Kronleuchter, so hell er strahlen mag, lässt einige Fragen im Dunkeln und das macht dieses Tanka interessant. Wir wissen nicht wessen Zimmer er erhellt. Ist die Autorin nur Besucherin und Beobachterin in einem fremden Esszimmer, in dem sie die Gemütlichkeit einer gedämpften Beleuchtung vermisst. Die Gastgeber haben wahrscheinlich mit Stolz darauf hingewiesen, dass dieses Prachtstück aus Venedig stammt und mit Begeisterung den Besuch der Murano-Glasfabrik beschrieben. Man ist einem solchen Kunstwerk eine Festbeleuchtung schuldig und so lässt man alle Arme leuchten, egal wie zahlreich sie sind.
Dieses Tanka kann auch anders gelesen werden und in diesem Fall wird der Mangel an Behaglichkeit vielleicht eines Tages zu einem großen Problem - oder wie man auch sagen kann, zu einem "weißen Elefanten". Im englischen Sprachraum bezeichnet man damit Gegenstände, für die man keinen Nutzen hat, die man als Bürde empfindet und gerne los werden möchte. Vielleicht ist der Kronleuchter ein Erbstück, ein Andenken an eine geschätzte Person. In diesem Fall kann er sich auf das schlechte Gewissen des Empfängers verlassen, das eine Anpassung an seinen eigenen Geschmack je länger hinausschieben wird je näher er seinem Gönner stand.
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