EIN KOMMENTAR ZU EINEM TANKA VON FRANK DIETRICH
Tony Böhle
Was interessieren ihnunsere Kriege?Ein Fischeingewickeltin Zeitungspapier...
Aus meiner Kindheit kenne ich es noch, dass der Fisch am Marktstand oder im Geschäft für die Kundschaft in Zeitungspapier eingeschlagen wurde. An sich keine schlechte Wahl, denn die alten Zeitungen werden nicht mehr benötigt und das Papier ist saugfähig genug, um den glitschigen, nassen Fisch im Korb oder Einkaufbeutel zu transportieren. Auch wenn sich diese Praxis weitgehend überlebt hat (frischen Fisch gibt es heute tiefgefroren und Folienbeutel eignen sich besser zum Transport), treffen sich beide gelegentlich an anderen Stellen wieder: Traditionell werden "Fish and Chips" in Zeitungspapier gereicht und ja, – es gibt prominente Köche, die Fisch tatsächlich in einer Zeitung eingewickelt auf den Grill legen, und damit vormachen, was alles mit einem Grill und pfiffigen Ideen möglich ist.
Aber ganz gleich, was alles so in Zeitungspapier gewickelt wird, manchmal ist es interessant zu sehen, was in den alten Zeitungen geschrieben steht, von wann und woher sie stammen und welchen Weg sie hinter sich haben. In den unruhigen Zeiten, in denen wir aktuell leben, dürfte es wohl kaum eine Tageszeitung ohne das Thema Krieg geben.
Die wunderbare Brücke, die Frank Dietrichs Tanka schlägt, ist die simple Frage, was den Fisch im Zeitungspapier die Kriege der Menschen interessieren sollten? Nun, einerseits scheint die Antwort klar: nichts. Es ist ja eben ein Fisch. "Was interessieren ihn unsere Kriege?" ist vielleicht auch die resignierte Frage des Kunden, der den eben gekauften Fisch aus der Zeitung auswickelt und dabei sein eigenes menschliches Schicksal betrachtet. Darin spiegelt sich wohl auch der Wunsch nach einer besseren und heilen Welt ohne Kriege, fern ab von den Problemen der Menschen. So kam mir auch unwillkürlich die Erinnerung an den Disney-Film Arielle ins Gedächtnis mit dem Lied "Unten im Meer" (engl. Under the Sea) darin. Doch am Ende bleibt auch das nur ein schöner Wunsch – den der Fisch ist nicht nur Fisch, sondern vor allem ein toter Fisch, weshalb ihn ohnehin nichts mehr interessiert. Auch er ist ein Opfer der Menschen geworden und konnte sich nicht ihrer Welt entziehen.
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