TANKA-AUSWAHL FEBRUAR 2024
Redaktion: Tony Böhle & Valeria Barouch
Stefanie Bucifal
SchrebergartensiedlungRauch, ein verlassenes Vogelnestim Schutz der Heckenwirft ein SchattenFallobst ins Feuer
Pitt Büerken
er legtdie Zeitung aus der Hand,ergreift die Schereund geht hinaus,die Trauben zu lesen
Frank Dietrich
ist das noch Winteroder schon der Hauchdes Todesder Wind greift nach mirmit eisigen Fingern
zwischen Obszönitätenauf der schmutzigen Wanddes Bahnhofsklosein Herzdurchbohrt von einem Pfeil
dieses Funkelnvon Mondlichtim Schneeich geheauf Katzenpfoten
Gabriele Hartmann
obwohl ich den Blickaus dem Küchenfenster kenneschau ich schon wiederhinaus – immerhin trägt dieNachbarin einen neuen Hut
mein Misstrauen führtvom Regen in die Traufesicherheitshalbertausch ich die Übergangsjackegegen den Rettungsschirm
Deborah Karl-Brandt
MagnolienblütenFrühlingsregen ergießt sichauf weiße Blätterdas Gefühl der Zugehörigkeitwenn man ein Kind ist
Silvia Kempen
das Licht schwindetschon am frühen Nachmittagkann ich spürenwie in meiner Seeleein Unwetter aufzieht
"ich hab dich so lieb"flüstert meine Enkelinmir ins Ohrund wir tanzen durchs Hausdie Schmerzen vergessend
Horst Ludwig
Die Gedenksteineim Waldfriedhof stehen nunnackter als letztesMal. Die Namen – frostig zwar –sind aber noch zu lesen.
Wolfgang Rödig
Das zauberhafte Wesenan meiner Seitewird mich unhöflich nennen.Schau' dem Magier am Tischausschließlich auf die Finger.
Marie-Luise Schulze Frenking
Stille Nachteinsame Nachtalleinmit den guten Wünschenfür fröhliche Weihnachten
Winterspaziergangdurch lichten Birkenwaldauf einem kleinenzugefrorenen Rinnsalin das neue Jahr rutschen
den Jugendschwarmunter Google-BildernentdeckenaugenblicklichKribbeln im Bauch
Angelica Seithe
vielleicht suche ichim Samt deiner Stimmeein Lebendesdas mich berührt, sich miraufs Herz legt und schnurrt
der alte Baumnach allen Seiten hinentfaltet –in seine einsame Vollkommenheitschlägt der Blitz
Friedrich Winzer
zurückaus dem sonnigen Südenempfängt michzu Hause die Kälteder Einsamkeit
stundenlangsitzt ein Angler am Flussbis er voll istder Eimermit leeren Bierdosen
Nachthimmelunendliche WeitenEinsteinund die Grenzenmeines Denkens
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