EIN KOMMENTAR ZU EINEM TANKA VON WOLFGANG RÖDIG
Valeria Barouch
Plötzlich die Erinnerungan die Abende beim Tanz.Sie spielen unser Lied,so uninspiriert,so angemessen.
In den beiden letzten Linien liegt die Würze dieses Tanka, im scheinbaren Widerspruch der Aussagen. Wie kann etwas das uninspiriert ist sich als angemessen entpuppen?
Unter "unser Lied" versteht man meistens nicht ein beliebiges Lieblingslied, sondern vor allem ein musikalisches Ereignis, das zwei Menschen an ein gemeinsames Erlebnis bindet. Dieses ist gewöhnlich romantischer Natur. Im Idealfall kann die betreffende Musik bei den Protagonisten auch noch nach vielen Jahren sentimentale Erinnerungen wachrufen.
Im vorliegenden Text ist die Erinnerung jedoch zwiespältig. Das "unser" dieses Liedes hat vielleicht seinen Ursprung lange vor den Tanzabenden genommen, zu einem Zeitpunkt als der Himmel noch voller Geigen hing. Diese sind nach und nach verstummt, der Alltag hat seinen Tribut gefordert. Für die gemeinsame Freizeit gibt man sich immer weniger Mühe etwas Ausgefallenes zu unternehmen, sie ist vorhersehbar geworden. Dieser Fantasielosigkeit fällt nun auch das Lied zum Opfer. Ob es nun wirklich so fade gespielt wurde oder nicht, bleibt dahingestellt. Es entspricht jedenfalls der momentanen Gemütsverfassung des Autors.
Man kann diese beiden Aussagen auch anders interpretieren. Der Autor empfindet das Spiel für den Tanzabend angemessen, da das Lied nur für ihn und seine Partnerin einen tieferen Sinn enthält. Die uninspirierte Version ist für die Menge und schützt die Gefühle des Paares, das "sein Lied" nicht mit Unbekannten teilen muss.
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